Warum genau ist eigentlich jemand Fotograf? 

Warum bin ich Fotograf?

Okay, bei mir ist die Antwort insofern einfach, weil ich keine andere Kunstform beherrsche. Ich male rudimentär schlecht, auch wenn´s mir Spaß macht! Trotzdem ist daraus keine „Kunst“ zu erkennen wenn man sich darauf besinnt, dass das Wort „Kunst“ ja von „Können“ kommt.
Ja, ich kann Gitarre spielen, aber auch nicht so gut, als dass es für eine Band reicht, die irgendeine Relevanz hätte.


Nun fotografiere ich seit gut 15 Jahren und immer, wenn die Frage aufkommt:
„Warum fotografierst Du eigentlich Portraits?“ kommt von irgendjemandem die Antwort: „Weil ich Menschen mag!“ oder „Weil ich Menschen interessant finde!“.
…mhm… ich kann mit dieser Antwort leben, aber sie macht mich wenig zufrieden.
Ich schaue die Portfolios dieser Portraitfotografen an und mir schießt der Gedanke in den Kopf:
„Okay, ja, sind immer andere Menschen auf Deinen Bildern, aber die Fotos als solches sind immer gleich. Alles Wiederholungen, nur mit anderen Menschen.“
Ich lege die Stirn in Falten und denke nach…

Vor dem Hintergrund der Aussage „Weil ich Menschen mag!“ ist also das Portfolio des Fotografen XY absolut zufriedenstellend. Ganz viele verschiedene Menschen, vornehmlich junge Frauen, schmücken das Insta- oder Wasauchimmer-Profil. Die Aufnahmen ähneln sich alle, aber immerhin sind´s immer andere Menschen, die Fotograf XY ja so mag (Vornehmlich junge Frauen – sind aber ja auch Menschen).

Jedoch ist es eine sich-immer-wieder-wiederholende Art der Darstellung.
Klar, ist auch Fotografie, da brauchen wir nicht zu diskutieren:
Kamera bedienen können, paar Regeln beachten = Fotografie.
Und es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es „funktioniert“: Vornehmlich junge Frauen + die oben genannte Fotografie = Könnte bei Insta & Co. klappen = Virtueller Applaus, digitale Beliebtheit = noch mehr „Menschen“ (vornehmlich junge Frauen), die man ja so mag.

Aber… wenn man Menschen (vornehmlich junge Frauen) doch so mag, dann könnte man doch auch einfach mit denen ´n Kaffee trinken oder ´ne Runde mit dem Hund gehen.
Weil: Man mag ja DEN MENSCHEN, nicht nur die Tatsache, dass es vornehmlich eine junge Frau ist, die vor so einer „Foto-Kamera“ auch noch das macht, was man sagt.
Sich Ihrer Kleidung entledigen zum Beispiel.
Sowas machen „Menschen“ ja nicht, wenn man mit denen einen Kaffee trinken oder mit dem Hund raus geht.

Jetzt werden einige sicher „Halt doch´s Maul, Disselkamp!“ denken. „Du machst das doch auch!“.
Ist richtig.


Aber inzwischen gar nicht mal mehr so häufig.
„Warum denn nicht? Ist doch geil!“
Ne, isset nicht. Also ja schon, aber nicht nur. Und nicht als ewige Dauerschleife der Wiederholung der Fotografie, des sog. „kreativen Schaffens“.
Ewige Wiederholungen sind KEINE Kreativität.
Bon Jovi nehmen ja auch seit 1986 immer wieder „Slippery When Wet“ auf, zumindest versuchen sie´s.
Ewige Wiederholung.

Es langweilt. Sowohl, wenn ich´s selbst so machen würde, als auch die Fotos der anderen. Ist doch immer das gleiche.
Ändern auch farbiges Licht, ein anderer Tisch im Studio, Blumen und Tesafilm (WTF!?!?!?) oder ein anderer Fotohintergrund nichts dran.
„Langweilt mich! Langweilt mich! Langweilt mich! Langweilt mich! Langweilt mich!“

Worum geht´s bei dem ganzen Scheiß eigentlich?
Dass irgendeiner sagt: „Boah, was ein schöner Mensch (vornehmlich junge Frau)!“ oder „Tolles Bild“ und alles, was darauf zu sehen ist, ist vornehmlich eine junge Frau, die mehr oder weniger an hat. Bei den wenigsten Kommentaren auf Insta & Co. geht es um die Fotografie als solches, sondern um den „Menschen“ darauf (vornehmlich junge Frau).
Mich deucht, dass es bei Komplimenten, Klicks & Kommentaren um das geht, WAS auf dem Bild zu sehen ist. Nicht in erster Linie, WIE es fotografiert wurde.
Obwohl wir doch alle Fotografen sind und uns für unser Equipment, Zeugs und Fähigkeiten feiern – meistens vor allem selbst und gegenseitig: Fotografen feiern Fotografen.
Aber für was?
Für das Model (vornehmlich junge Frau) auf dem Bild!
Achtet eigentlich kaum noch jemand darauf, WIE ein Bild gemacht wurde, WELCHE Gedanken sich bei der Komposition etc. gemacht wurden?
Oder liken wir die Bilder, auf die wir uns früher im D&W-Katalog 1997 einen runtergeholt haben!?
Hat sich nicht viel geändert, außer dass die Seiten nicht mehr zusammenkleben, hm?

Wie auch immer.
Ich merke immer mehr, dass es mich langweilt. Das ist, in meinem Fall, total bewertend, aber das ist mir grad mal egal.
Weiterhin merke ich immer mehr, dass mich Motive aus der Reserve locken, die in mir ein Gefühl, eine Stimmung auslösen. Die einen Film in meinem Kopf konstruieren – und nicht die Sexy Sport Clips.
Häuser, Straßen, Menschen (egal welcher Natur), Tiere, Situationen, was auch immer.


Geht raus, fotografiert mal nach Empfindungen und Gefühlen! Sucht nach dem, was etwas mit Euch macht!
Nicht nur unten rum 😉 

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