Die Fotografen, die zu mir kommen, stehen sich selbst im Weg.
Es liegt nicht daran, dass Sie Ihre Kamera nicht bedienen oder nicht mit dem Model kommunizieren können.
Sowohl die Bilder selbst, als auch die Arbeitsweise („Ich fotografier´ meist hochkant wegen Insta!“) vieler Fotografen ist auf den digitalen, virtuellen Kanal der Wahl ausgelegt.
Der eigentliche, fotografische „Blick“ ist verloren gegangen. Es wird gezielt auf eine digitale Veröffentlichung hingearbeitet. Was erstmal nicht verwerflich ist.
Was ich dabei aber immer wieder sehe, ist das dadurch eine Limitierung stattfindet. Es wird während des Fotografierens gar nicht in Erwägung gezogen, die Kamera mal ins Querformat zu drehen.
Ich war etwas schockiert, da ich selbst meist im Querformat fotografiere – allein schon weil meine Kamera mir dann bequemer in der Hand liegt.
Und im Querformat ein Bild zu komponieren ist eben anders, als es „weil wegen Insta“ von Vornherein im Hochformat zu produzieren.
Was mich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags bringt.
Mein Coaching-Teilnehmer Christoph hatte, laut eigener Aussage, ein wenig das „bewusste Fotografieren“ aus den Augen verloren: Ein Shooting konzentrierte sich auf das Model und eine Location, wobei letztere häufig auch „halt einfach da“ war. Und da hörten die Gedanken rund um´s Shooting halt auch schon wieder auf. Kleidung wurde nach dem bekannten, beliebten Motto „Come as you are“ dem Model überlassen und dann wurde fotografiert, was die Speicherkarte hergab. Manchmal 500 und mehr Bilder aus einem Shooting.
Als ich Christoph bei mir daheim nach seinen Inspirationen fragte, erzählte er mir, dass er manchmal durch einen Lindbergh blättert und zu sich sagt: „Sowas würde ich auch gern machen!“.
Daraufhin fragte ich Ihn, warum er dann dem Modell die Kleiderwahl überlässt und die Location eine untergeordnete Rolle spielt.
Er sah mich an und sagte: „Stimmt, berechtigte Fragen!“ – und Christoph hatte seine Antworten!
Wir zogen, Kameras um den Hals, los und gingen durch meinen Wohnort Velbert-Langenberg. Dabei stellte ich Christoph die Aufgabe, sich eine Location genau anzusehen und dann genau EIN Foto zu machen. Er sollte mir im Vorfeld genau das Foto beschreiben und es dann auch machen – nur ohne Model und ohne 30x Auslösen.
So schuf ich ein Bewusstsein für die Location, die Umgebung, den Bildaufbau und diese, meine Herangehensweise hatte noch eine Nebenwirkung:
Christoph fotografierte ruhiger und „ergebnisorientierter“.
Das zeigte sich auch im Anschluss, als Isabell zu uns kam.
In Solingen-Gräfrath (EMPFEHLUNG!) spazierten wir durch die schmalen, historischen Gassen und Christoph fotografierte wirklich ruhig, gezielt und auf EIN bestimmtes Ergebnis hin – „König Zufall“ war offiziell nicht mehr der Regent der Grafschaft Zintl.
Isabell gab, ein Grund warum ich gern und viel mit ihr arbeite, Feedback aus Model-Sicht und so arbeiteten wir uns zwischen Mittagessen und Kuchen durch Gräfrath und Christoph wirklich auf ausgewählte und durchdachte Ergebnisse hin.
Ich bin mir sicher, dass Christoph den Weg so weitergehen wird!
Und dass Bochum an diesem denkwürdigen Coaching-Tag den FC Bayern München mit 4:2 aus dem Stadion geballert hat, hat den Tag für mich komplett gemacht!
Herzlichen Dank Dir Christoph, Danke Isabell und Danke an die großartige Mannschaft meiner Heimatstadt Bochum <3