„The only constant thing is change.“

Vieles fließt, vieles steht still.
Vieles bleibt, vieles vergeht.

Mein fotografisches Jahr 2022 stand in den Zeichen der Bildung und der Konzerte.


Ich habe so viele Konzerte und Ausstellungen besucht wie noch nie zuvor – die Portraitfotografie rückte etwas in den Hintergrund. Ein natürlicher Prozess, meine Fotografie geschieht nach meinen Launen: Warum sollte ich etwas tun, worauf ich gerade keine Lust habe?
Und überhaupt: Warum tun so viele Fotografen das? Lieber ein schlechtes Portrait fotografieren und posten als gar nichts fotografieren und posten?
Sklaven des Algorithmus?


Ausstellungen & Artist Talks machen Spaß und mich persönlich motivieren sie, weiter zu denken und mein eigenes Schaffen zu hinterfragen.
Will ich wirklich immer „nur“ die gleiche Art Portrait machen? Um Gottes Willen nein, da würde ich mich zu Tode langweilen.
Ihr Euch etwa nicht? Wenn ich Insta so durchgucke… offenbar nicht.

Mein Freund und Kollege Dennis sagte kürzlich: „Häufig ertappe ich mich dabei, dass ich dann zu groß denke und dann entmutigt bin, weil das, was ich mir da vorstelle, nicht zu realisieren ist!“

Den Gedankengang kann ich gut nachvollziehen. Ich riet ihm, kleiner anzufangen, aber halt dennoch anzufangen. Konkret ging es um eine bestimmte Location, die für Photoshootings eine recht hohe Summe verlangt.
Ich riet ihm, so mache ich es auch, nicht eine Location, die interessant ist, anzuschreiben, sondern 10. Das Gesetz der großen Zahlen. Klar kann es sein, dass es dann nicht zu 100% DIE Location ist, aber vielleicht eine, die zu 75% Dennis´ Vorstellungen abdeckt und kein Vermögen kostet.
Natürlich ist das Fleißarbeit: Mails schreiben, ggf. Fragen beantworten, mit Absagen umgehen, weiter recherchieren etc.

Aber: Lohnt sich das etwa nicht? Ich denke schon! Und wir müssen Nachrichten ja auch nicht mehr auf Marmorplatten meißeln, da reicht Copy-Paste. Und DAS soll zu viel Aufwand sein?

Oder liegt das Problem (in Dennis´ Fall definitiv nicht!) an fehlender Kreativität und dem Mangel an Ideen?
Einfach mal zu sagen: „Sowas will ich auch mal machen!“ und dann anzufangen zu schauen, was es braucht, um so ein Shooting umzusetzen.
Das Shooting zerstückeln!
Was ist das für eine Location? Habe ich eine für-mich-möglicherweise-zugängliche Location, die dieser ähnelt? Welche Kleidung trägt das Model? Habe ich ggf. ein Model in meinem Netzwerk, die das umsetzen könnte?
Licht? Stimmung? Strecke oder Einzelbild?



Auch da: Klar ist das erstmal „Aufwand“. Und sicher ist es einfacher, einen Hintergrund runter zu rollen und ein Model davor zu stellen. Das Licht ist kontrolliert, die Umgebung als solche auch, die Ergebnisse vorhersehbar.
Geil.
Klar, wenn man´s für Insta und die Likes macht, weil einen das wiederum geil macht, dann: Bitte. Habe ich nur inzwischen keinerlei Respekt mehr für.

Mich langweilt diese Vorgehensweise. Ist MAL ganz nett.
Aber ich hab´ Lust, dieses Jahr wieder mehr raus zu gehen, „on location“ zu arbeiten, mich selbst zu überraschen und von den Gegebenheiten und Ergebnissen überraschen zu lassen.

Überrascht Euch selbst. Und wenn Ihr schon mal dabei seid: Mich auch.

2 Kommentare

  1. Ich unterschreibe das was du da beschreibst zu 100%.
    Ich habe Anfang des Jahres eine Frage gehört. Sie wurde nicht mir gestellt, sondern es ging um das Portfolio vieler unserer Kollegen.
    Instagram bedienen, perfekte „schöne“ Fotos machen etc….
    Und nun zur Frage:
    REICHT DIR DAS WIRKLICH?
    Diese Frage sollten wir uns alle stellen und so wie du es beschreibst auch mal neue/andere Wege gehen. Nicht Instagram bestimmt unsere Kreativität, sondern unser Kopf, unser Herz und unser Bauch. Nicht zu vergessen, auch die Menschen die Teil unserer Kreativität sind und aktiv daran teilhaben.
    Die Gespräche mit Gleichgesinnten, egal ob vor oder hinter der Kamera, sind viel wichtiger als sich ständig der inflationären Bilderflut bei Social Media auszusetzen.
    In diesem Sinne…danke für den Beitrag den ich lesen durfte! Hast du gut gemacht, mein Freund!
    Grüße Olaf

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