Bisher hatte ich noch keinen Kopf, keine Kraft, über die Leica Erlebnistage in Nürnberg zu schreiben.
Der Wirbelsturm hier zuhause ist zu stark, reißt meinen Kopf und mich immer wieder mit, immer wieder weg von dem, was vielleicht erwähnenswert wäre. Ich kann kaum klar denken, geschweige denn Dankbarkeit und Begeisterung formulieren, obwohl es absolut angemessen wäre.
Seit letztem Jahr stand fest, dass ich ein Vortragsredner bei den Leica Erlebnistagen 2024 sein werde, das war schon eine Ehre für mich.
Aber… was soll ich erzählen? Über meinen Stil, die technische Seite meiner Fotografie? Nein, das bin nicht ich und dafür können die Menschen ja auch zu meinen Workshops kommen oder ein Coaching bei mir buchen. Übrigens ist der nächste Workshop in Nürnberg am 05. Oktober und es gibt schon Buchungen! Wer also dabei sein möchte: Anmelden!
Also dachte ich mir: Ich erzähle von meinem fotografischen Werdegang und den Erfahrungen und Erkenntnissen, die ich in den letzten 15 Jahren gemacht habe. Dazu ein paar Anekdoten, die man so erlebt, wenn man z.B. Bands fotografiert oder ohne große Erwartungen an info@… schreibt.
Ich schob also knapp 60 Folien zusammen, packte meinen Koffer und fuhr Donnerstag, geplagt von innerer Unruhe, in Richtung Nürnberg.
Eigentlich bin ich gar kein Raucher, aber… wenn ich von starker, innerer Unruhe und sich andeutenden Panikattacken geplagt werde, dann rauche ich eine nach der anderen. Auch während der Autobahnfahrt, wenn es laut ist, weil man die Fenster aufmachen muss: Alles egal, Hauptsache rauchen, Hauptsache die Hände und den Kopf irgendwie beschäftigen, beruhigen. Klappt natürlich nur selten, aber was will man machen?
Nach 5,5 Stunden Fahrt und mehr als 2 Schachteln Zigaretten (= über 50) kam ich in Nürnberg an und wurde von Maik Kroner und einigen anderen vor dem Leica Store begrüßt und in Empfang genommen. Die Vernissage von Jason Kummerfeld wurde gerade eröffnet und viele, mir bekannte Gesichter waren vor Ort. Der liebe Enrico zum Beispiel, der eine Woche vorher noch bei mir im Einzelcoaching in Velbert war.
Und Micha. Micha Will.
Und keine Umarmung, keine Begrüßung, keine Begegnung hat mich an diesem Tag mehr bewegt als diese – Danke Micha!!!
Allerdings wurde es an diesem Abend für mich nicht spät: Ich war fertig von der Fahrt und der Unruhe, letzteres erschöpft auch körperlich, nicht nur seelisch.
Am nächsten Morgen war ich mit meinen Freunden Tom Stöven und Enrico Palazzo zum Frühstück verabredet. Erstgenannter sollte auch einen Vortrag bei den Erlebnistagen halten, letztgenannter war eine Woche vorher bei mir beim Einzelcoaching in Velbert.
Tom hielt seinen Vortrag um 13 Uhr: Der sympathische Reportagefotograf aus Deathmold erzählte von seinem Projekt, eine Resozialisierungsmaßname zu Pferd dokumentiert zu haben! Beeindruckende Bilder, ehrliche Worte und lustige Anekdoten! Für Deinen ersten Vortrag richtig gut gemacht, Tom! Da folgen noch weitere, da bin ich mir sicher!
Wir sahen uns weitere Vorträge an, zogen etwas zwischen Leica Store, Hotel Paul, wo die Vorträge stattfanden und der restlichen, Nürnberger Innenstadt hin und her und irgendwann am Nachmittag wurde es dann Zeit, mein Equipment zu checken und mich langsam auf den Vortrag vorzubereiten.
Bevor ich jedoch etwas von meiner fotografischen Reise erzählen durfte, waren noch Karin Majoka und mein Freund und Kollege Markus Keck an der Reihe. Letzterer hätte am liebsten in seiner bewundernswerten Ruhe sein ganzes, fotografisches Leben in Echtzeit erzählt, allerdings sollte ich auch irgendwann nochmal drankommen und nach ein paar Minuten Überziehen seitens Markus verband ich meinen Laptop mit dem Beamer, nahm das Mikrofon, begrüßte das Publikum und begann zu erzählen…
Eigentlich habe ich nur die vergangenen 15 Jahre meiner Fotografie in etwas weniger als einer Stunde erzählt. Von Anfängen in der Model-Fotografie über Depression und Selbstfindung bis hin zu „Ich mach´ was ich will und mach´s so gut, wie ich kann!“.
Natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht, was ich erzählen möchte. Mein Ziel war es, das Publikum zu unterhalten und etwas Nützliches mit auf den Weg zu geben: Macht was Ihr wollt und schreibt E-Mails. 🙂
Leider hatten wir nach meinem Vortrag keine Zeit mehr für Fragen aus dem Publikum, dafür kamen die Menschen danach einfach zu mir und haben sich entweder bedankt, womit ich gar nicht gerechnet hatte oder haben noch Ihre Fragen gestellt.
Menschen kamen zu mir und haben mir erzählt, dass sie Tränen in den Augen oder einen Kloß im Hals hatten, als mein Vortrag zum Ende hin emotional wurde. Ich will mich jetzt nicht künstlich oder aufgesetzt unter den Scheffel stellen, aber… damit habe ich wirklich nicht gerechnet, ich habe doch „nur“ erzählt was ich die letzten Jahre so gemacht habe und was mir persönlich in der Fotografie eigentlich am Wichtigsten ist. Offenbar habe ich damit einen Nerv getroffen, abseits von Instagram und „Heute knipse ich dieses und jenes Model.“.
Der liebe, bereits oben erwähnte Micha Will sagte zu mir: „Heute hast Du gezeigt, was Du wirklich kannst und wer Du wirklich bist, Robin Dißelkamp. Und das war ganz groß!“.
Patrick sagte: „Der beste Vortrag über Fotografie, den ich je gesehen habe!“ und ich musste entweder ständig weinen oder rauchen, weil meine Emotionen zwischen Wirbelsturm und Lobgesang nicht wussten, wohin sie denn gehen sollten.
Jetzt, mit etwas Abstand kann ich Danke sagen! Danke an Michel und den Leica Store Nürnberg, Danke an Tom, Seb & Micha, Enrico, Markus, Vater & Sohn, Marco, Maik und alle, die ich vergessen habe!
Danke, dass ihr mich getragen und aufgefangen habt.
Danke.
So bewegend wie dein Vortrag; einfach nur Danke und Chapeau Robin!