Ist das alles?

Klar ist es schön, in aller Regelmäßigkeit attraktive Menschen zu fotografieren.
Natürlich ist es auch schön die Bands zu fotografieren, deren Platten man zuhause im Schrank stehen hat.
Immerhin letztere nutzen teilweise sogar meine Fotos für Interviews, Plattencover oder sonstiges.
Bei manchen Modellen darf man sich immerhin freuen, wenn´s das gemachte Bild in die Story schafft. Meine Fotografie ist nun mal nicht massentauglich, bedient nicht das, was Instagram und die Konsumenten gern sehen möchten.
Möchte meine Fotografie bekanntlich aber auch gar nicht.

Und ich?
Ich bin ein freier Mensch und kann entscheiden, was ich tue, was ich fotografiere, was ich sage und was ich schreibe.
Veränderung, ein anderer Blickwinkel oder gar das Verschieben von Interessen ist nicht scheinheilig oder verlogen – es ist ein natürlicher Prozess.
Dabei unterscheiden sich manchmal sogar meine privaten Vorlieben zu meiner fotografischen Tätigkeit.
Und inzwischen bewegen mich andere Bilder, andere Arten der Fotografie, als die altbekannte „Schönmädchenfotografie“.
Bevor jetzt wieder rumgeschrien wird: Ich lehne diese nicht ab, fotografiere auch weiterhin Portraits von Menschen und bin weiterhin glücklich, wenn ich das machen darf!
Aber ich möchte meine Fotografie nicht (mehr) darauf reduzieren. Und auch mein fotografisches Konsumverhalten nicht (mehr) so sehr darauf reduzieren.

Wir Fotografen haben doch einen Zauberkasten in der Hand, der, sozusagen, die Zeit anhalten kann.
Zumindest so habe ich das meiner kleinen Tochter mal erklärt: „Dieses Klicken der Kamera friert einen Moment ein und den kann man dann für immer behalten.“
Ich hatte schon mal einen Blogbeitrag darüber geschrieben, damals ging´s um mein/unser verstorbenes Pferd.

In meinen letzten Podcast-Aufnahmen ist mir klar geworden, dass ich einige Fotos gemacht habe, die viel mehr sind, als Aufnahmen für Instagram von schönen Menschen.
Okay, zugegeben, da gehört auch häufig Glück dazu.
Aber vor allem gehört dazu der Wille & der Wunsch, abzudrücken. Ein Foto zu machen!
Und zwar abseits der Model- oder Schönmädchenfotografie.

Mein Vater umarmt meine Tochter.
Zwischen Ihnen liegen knapp 70 Jahre.
Keine Ahnung, wie lange die beiden das so noch erleben dürfen.
Und auch wenn meine Eltern beide Fotos von sich hassen: Ich hab´s lieber mal gemacht.
Das Bild wird irgendwann für meine Familie & für mich unendlich viel wert sein.

Das ist „Opa Embacher“, 100 Jahre und 7 Tage alt.
Also, er wurde 100 Jahre und 7 Tage alt und das hier ist das letzte Foto, das jemand von Ihm gemacht hat, bevor er starb.
Ich hab´ das gemacht. Einfach so. Weil ich das Motiv toll fand´, als ich´s gesehen habe.

Eine Gedenktafel verstorbener Bergsteiger.
Mich, selbst Bergsteiger, bedrückt das. Und ich kenne jeden einzelnen dieser Orte auf der Tafel.
Ist aber ein cooles Motiv, finde ich. Und ich jedenfalls schaue interessiert genauer hin.

Ja, es werden nun sicher einige sagen/kommentieren
„Meh… und? Models sind geiler!“ und das ist weder verwerflich noch gänzlich falsch, auch in meiner Welt nicht.

Aber all diese gezeigten Bilder hier haben mit Vergänglichkeit zu tun.
Sie halten uns Vergänglichkeit vor Augen.
Anders als eine Insta-Story.
Und ich habe den Drang, ein Stück dieser Dinge, die vergänglich sind, zu konservieren.
Nicht die Schönheit, nicht die Strahlkraft und Reichweite.
Sondern das Leben als solches.

Ich mag es inzwischen sehr, über meinen fotografischen Tellerrand hinaus zu schauen.
Und ich möchte nicht als „Model-Fotograf“ bekannt sein.

Sondern als Fotograf.
Der Menschen fotografiert. Models. Musiker. Auch andere Dinge & Momente.
Aber der sich auch dessen bewusst ist, was ein Foto bedeuten KANN.
Für andere, aber auch für mich selbst.

Und vielleicht vielleicht… vielleicht ist die Vergänglichkeit der Anfang von etwas Neuem.

4 Kommentare

  1. Da bin ich ganz bei Dir. Ich finde, Fotografie muss auch den Fotografen berühren und nicht nur die, die später das Bild sehen.
    Und dann reichen manchmal „einfachnurModels“ nicht. Liebe Grüße!
    Vera

  2. „Wir Fotografen haben doch einen Zauberkasten in der Hand, der, sozusagen, die Zeit anhalten kann.“
    Ein Zitat das mich berührt. Wir haben ein mächtiges Instrument und können damit Momente festhalten, die vergänglich sind und glücklich machen sie später zurückblickend zu betrachten.

    1. Herzlichen Dank Nadine!
      Und ja, so ist es. Deswegen wird Fotografie in der Zeitgeschichte, klein oder groß, immer wichtig bleiben.

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